Die Eroberung des Museums - Kulturinstitutionen als Teil einer lebendigen Stadt.

Der Vortrag "Die Eroberung des Museums", wird sich vor allem mit den nichtkulturellen Nutzungen der Besucher*innen beschäftigen, basierend auf den Ergebnissen einer zweijährigen Besucher*innenbefragung im 2013 gegründeten MP Tribal Museum in Bhopal, Indien. Gelegen in der Mitte des Landes, fern der Metrostädte Neu-Delhi, Mumbai und Kolkata oder der touristischen Ziele wie Rajasthan oder Agra (Taj Mahal), zeigt sich hier, dass es den Besucher*innen gelingt, zum Museum ein positives und selbstbestimmtes Verhältnis aufzubauen. Das Museum wird zum Ort für Dates, Picknicks, „abhängen“ mit Freunden, für Theater- und Tanzaufführungen und als Hintergrund für Selfies. Bei diesen nichtkulturellen Nutzungen steht das Freizeit-, Erholungspotential oder - wie im Fall der Liebespaare - Intimitätsgarantie der Institution im Vordergrund. Das Museum wird damit Gegenmodell und Kompensation zur indischen Stadt und zum indischen Alltag. Ein ungewöhnliches Haus also, das sich nicht nur als Sammlungs- und Ausstellungsort, sondern als dynamischer sozialer Raum erweist, dessen Nutzungen von den Besucher*innen eigeninitiativ und alltagsorientiert mitbestimmt werden. Im Vortrag werden neben der kuratorischen Praxis und den Besonderheiten des Museums, zwei Nutzungsprofile von Besucher*innen vorgestellt und ein daraus resultierende Aneignungsmodell entwickelt. Der Vortrag zeigt, dass dieses Museumsmodell ein lohnendes Ideen-Potential für die Diskussionen um "Kultureinrichtungen als dritte oder soziale Räume in der Stadt" bietet.


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