Kulturkommunikation neu denken

Computer sind ein alter Hut. Viel bedeutender als die Digitalisierung der Welt ist ihre Vernetzung – also die Tatsache, dass Computer und andere digitale Maschinen miteinander verbunden werden und zueinander sprechen. Dabei wird es für uns zunehmend schwierig zu erkennen, was ein Computer ist, oder besser gesagt, was noch kein Computer geworden ist. Denn von den 10,5 Billionen Dingen, die heute online gehen könnten, sind aktuell lediglich 7 Milliarden tatsächlich bereits im Netz. Der Chiphersteller Intel schätzt, dass die Anzahl von Objekten im sogenannten „Internet der Dinge“ bis 2020 auf 200 Milliarden steigen wird.

Dieser Wandel verändert unsere Gesellschaft ähnlich tiefgreifend wie es die Industrialisierung vor nunmehr 150 Jahren getan hat. Im Zuge dieser vernetzten Revolution werden sich auch unsere Vorstellungen von Kunst verändern und die Art und Weise, wie wir mit Kunst umgehen – beispielsweise in einem Museum. Wie genau dieser Wandel in den kommenden Jahren aussehen wird, ist schwer zu sagen, denn dafür sind die Entwicklungen zu dynamisch. Es lässt sich aber bereits heute beobachten, dass die klassischen Grenzen zwischen Museen und dem öffentlichen bzw. privaten Raum verschwinden. Kunst lässt sich überall und in jeder Lebenssituation produzieren, erfahren und vermitteln. Das Museum als Institution und der Museumsbesuch als Berührungspunkt mit Kunst und dem Original verlieren dabei nicht an Bedeutung – sie werden aber ergänzt um neue Formen, (Sub-)Kulturen, Narrationen und Akteure. Interessant ist dabei, dass diese neuen Modelle nicht mehr versuchen, das traditionelle Museum im virtuellen Raum nachzuahmen, sondern eigenständige Modelle entwickeln, die auf Austausch, Community-Bildung, Entwicklung eigener Inhalte, Selbstinszenierung und Öffnung angelegt sind. Dadurch ergeben sich für Museen Chancen, ein neues Publikum zu gewinnen. Gleichzeitig droht der Identitätsverlust, denn die Idee des Museums als Tempel und Heiligtum der Musen hat Konkurrenz bekommen …


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Florian Pfeffer ist Kommunikationsdesigner und Partner in dem Designbüro one/one in Bremen und Amsterdam. Das Büro arbeitet an der Schnittstelle von digitalen und analogen Medien und entwickelt Markenidentitäten, Kommunikationsstrategien und interaktive Erfahrungsräume. Zu den Auftraggebern von one/one gehören unter anderem Volkswagen, der Verlag Klett Cotta, der Kultursender arte, die Messe Frankfurt, MTV, das Greenpeace Magazin und das Literaturfestival „poetry on the road“ in Bremen.

2014 ist das neueste Buch von Florian Pfeffer „To Do – die neue Rolle von Design in einer veränderten Welt“ im Verlag Hermann Schmidt Mainz erschienen.  

Pfeffer hat an Hochschulen in den USA, im Libanon, in Deutschland und den Niederlanden unterrichtet.

Zwischen 2006 und 2012 war er Professor für Kommunikationsdesign an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Zur Zeit ist er als Mentor des Rektorats der Freien Universität Bozen tätig.